Als der Islam im 7. Jahrhundert …
Die Rolle der Juden bei der Entstehung des Islams
Halil Rahman Moschee in Sanliurfa, Türkei
Sonntag, 14. Mai, 11 – 15 Uhr
Ort: Jüdische Gemeinde Wiesbaden
Als der Islam im 7. Jahrhundert auf der Arabischen Halbinsel entstand, war das Judentum dort – neben altarabischen Religionen und in höherem Maße als das Christentum – eine etablierte religiöse Tradition. Die Anwesenheit von Juden ist im Koran und in der Prophetentradition ausgiebig belegt. Tatsächlich finden sich Einflüsse jüdischer religiöser Gebote und Rituale in die islamische Glaubenspraxis, biblische und rabbinische Erzählungen fanden Eingang in den Koran und andere islamische Schriften.
Gerade diese Verbindung des frühen Islams zum Judentum übte in der Entstehungszeit der universitären Orientalistik / Islamwissenschaft im 19. Jahrhundert auf die oftmals jüdischen Wissenschaftler eine große Faszination aus, die dadurch versuchten, ihre eigene Gegenwart besser zu verstehen und die vermeintlichen Lehren aus der Vergangenheit für sich nutzbar zu machen.
Der eintägige Kurs will daher zwei unterschiedlichen Ansätzen nachgehen: Zum einen, welche Rolle Jüdinnen und Juden tatsächlich bei der Entstehung des Islams spielten, welche Standpunkte sie zur neu entstehenden Lehre einnahmen, welche ihrer Traditionen Eingang in die neue Religion fanden. Zum anderen will der Kurs aber auch fragen, warum die Beschäftigung mit dem Islam für jüdische Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa so eine herausragende Rolle spielte.
Referent: Oliver Glatz, Judaist und Islamwissenschaftler, ist derzeit Mitarbeiter an der Akademie des Jüdischen Museums Berlin und dort vor allem für das Jüdisch-Islamische Forum tätig.