
Juden unter dem Halbmond
Sonntag, 17. Dezember 2023, 11 Uhr mit Mittagsimbiss.
Ende ca. 15 Uhr
Ort: Jüdische Gemeinde Wiesbaden und online über ZOOM
Schülerinnen, Schüler und Studierende: 5 €

(Bild: Zitadelle von Herat in Afghanistan)
Juden in Afghanistan
„Ich erzähle, was ich mit eigenen Augen gesehen habe: der [sunnitische] Afghane hasst den [schiitischen] Perser, und er liebt den Juden. Er schont ihn, hat Mitleid mit ihm und betrachtet ihn als seinen Bruder.“
So beschrieb der jüdische Reisende Ephraim Neumark, der in Litauen geboren war und in Tiberias lebte, seine Eindrücke aus dem Afghanistan des Jahres 1885. Die Liebe der Afghanen zu den Juden sei dahingestellt, aber die neuzeitliche Rivalität zwischen sunnitischen Afghanen und schiitischen Persern spielte in der Tat eine wichtige Rolle im Verhältnis zwischen Muslimen und Juden in Afghanistan.
Das Tagesseminar wird sich mit den jüdischen Gemeinschaften Afghanistans im 19. und 20. Jahrhundert befassen. Ein Schwerpunkt ist dabei die westafghanische Metropole Herat, die zeitweise – noch vor Kabul – die größte jüdische Gemeinde Afghanistans beherbergte.
Afghanistan war oft Schauplatz weltpolitischer Auseinandersetzungen, umkämpft zwischen Großmächten, zerrissen von Bürgerkriegen. 1979, vor der sowjetischen Invasion, lebten noch 3.000 Jüdinnen und Juden in Herat; 2021 verließen die wohl letzten Juden Afghanistan.
Referent: Oliver Glatz, Judaist und Islamwissenschaftler, ist derzeit Mitarbeiter am Jüdischen Museum Berlin.