Juden unter dem Halbmond
Juden auf der Halbinsel Krim
Sonntag, 16. April 2023, 11 Uhr mit Mittagsimbiss. Ende ca. 15 Uhr
Ort:Jüdische Gemeinde Wiesbaden und online über Zoom
Schülerinnen, Schüler und Studierende: 5 €
„Im Lande Kedar gibt es keine Juden. Dort gibt es Häretiker“, so beschrieb Petachja aus Regensburg seine Eindrücke von der Halbinsel Krim, die er im 12. Jahrhundert bereiste.
Die Krim, immer wieder ein Kreuzungspunkt unterschiedlicher Kulturen und wechselnder Herrschaftsansprüche, steht auch heute wieder im Zentrum eines Konfliktes. Die Geschichte der Juden auf der Krim ist lang – und umstritten. So wurden im 19. Jahrhundert sogar Grabsteine gefälscht, um zu beweisen, dass eine jüdische Präsenz auf der Halbinsel bis vor die Zeit Jesu zurückreichen sollte.
Im 8. Jahrhundert wurden große Teile der Krim Teil des Chasarenreiches, das sich, so die Legende, der jüdischen Religion zugewandt hatte. Im 15. Jahrhundert verlegten die muslimischen Krimtataren ihre Hauptstadt nach Bachtschisaray, gleich neben Çufut Qale, der „Judenfestung“ (Bild), einem Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit.
Auf der Krim lebten unterschiedliche jüdische Gruppen nebeneinander: die rabbinischen Krimtschaken und die Karäer (die Petachja aus Regensburg als „Häretiker“ beschrieben hatte), später auch aschkenasische Zuwanderer aus unterschiedlichen Teilen des Russischen Reiches. Die Geschichte dieser Gruppen soll bis zum Holocaust und den stalinistischen Verfolgungen nachgezogen werden.
Referent: Oliver Glatz, Judaist und Islamwissenschaftler, ist derzeit Mitarbeiter am Jüdischen Museum Berlin.