Ausstellung
Montag, 31. August bis 10. September
Rathaus Wiesbaden, Foyer, Schlossplatz 6
Eröffnung am Montag, den 31. August, um 19 Uhr im Großen Festsaal des Wiesbadener Rathauses durch die Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden, Rose-Lore Scholz
70 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs zeigen wir zwei Ausstellungen:
Ein Leben aufs neu – Das Robinson Album
DP-Lager: Juden auf deutschem Boden 1945–1948
Um die 200.000 jüdische Überlebende wurden zu sogenannten Displaced Persons, die in Auffanglagern – DP camps — bei München, Regensburg, Bamberg, Ulm, Stuttgart und vielen anderen deutschen Städten lebten. Gemeinsam baute dieser „She’arit Hapleyta“ – „der Rest, der entkommen ist“ in den von den Besatzungsmächten errichteten Lagern ihr eigenes Gemeinwesen auf, mit Zentralkomitee und örtlichen Selbstverwaltungen, mit Schulen und beruflichen Ausbildungskursen, Zeitungen und Zeitschriften, Theatergruppen und Sportmannschaften. Sie feierten Hochzeit und freuten sich über Neugeborene.
Einer der Überlebenden, der Fotograf Ephraim Robinson, lebte in einem solchen DPLager und dokumentierte den Alltag, wie die Menschen „ a leben afs nay“ wagten. Robinsons Fotos wurden im DP-Lager Zeilsheim bei Frankfurt am Main aufgenommen; sie hätten in jedem anderen entstehen können.
Als Ephraim Robinson 1985 in den USA verstarb hinterließ er ein Album, das die Geschichte der jüdischen DPs in exemplarischer Weise erzählt. Die Ausstellung zeigt die 53 rekonstruierten und leicht vergrößerten Albumseiten (40 x 50 cm) mit 200 Fotos.
Dazu kommen Begleittexte, sowie 33 vergrößerte Porträts und Fotos aus anderen Lagern sowie Demonstrationsobjekte.
Weitere Informationen: www.fritz-bauer-institut.de/ein-leben-aufs-neu.98.html
Ausstellung zu Todesmärschen und Überlebenden
Der International Tracing Service (ITS) hat in Absprache mit der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden seine Ausstellung zu den Todesmärschen um zwei Banner erweitert, die sich mit der Geschichte der Überlebenden und hier vor allem den jüdischen Überlebenden und child survivors befassen. Insgesamt umfasst die Ausstellung neun Tafeln
Die Todesmärsche gelten als das letzte organisierte Massenverbrechen des nationalsozialistischen Deutschland. Auf der Flucht vor den heranrückenden alliierten Truppen trieb die SS gemeinsam mit Polizeikräften und Helfern wie der HJ Tausende Häftlinge ins Landesinnere. Abertausende Menschen kamen durch die Strapazen um oder wurden ermordet. Der Augenmerk der Ausstellung liegt auf dem Leid der gequälten Menschen, die auf diese Märsche getrieben wurden.
Zu den präsentierten Beständen aus dem Archiv des ITS zählt etwa das 1946 gestartete Programm der Alliierten zur Identifizierung der Toten, mit dessen Hilfe die hastig und unwürdig verscharrten Opfer wieder einen Namen erhalten sollten. Außerdem werden drei Einzelschicksale dargestellt, darunter das des ungarischen Juden Eric Imre Hitter. Er überlebte zwei Todesmärsche und ist bis heute fassungslos angesichts der Massenvernichtung, die ihm einen Großteil seiner Familie raubte. Anschaulich schildert die Ausstellung die Erfahrungen der Überlebenden anhand von Zitaten und Erlebnisberichten.
Die zwei neuen Banner veranschaulichen über Zitate und Fotos, was es für jugendliche Überlebende der Shoah bedeutet, sich einen Weg zurück ins Leben zu bahnen, und wie sehr sie auf die Unterstützung alliierter und jüdischer Organisationen angewiesen waren.
„Meine gesamte Familie wurde ermordet … Ich bin ganz allein in Europa. Onkel und Tante in den USA sind die einzigen Verwandten, die es noch gibt. Sie bemühen sich, mich zu ihnen zu holen, um mir ein Zuhause zu bieten und eine Ausbildung zu ermöglichen, damit ich später für meinen Lebensunterhalt selbst sorgen kann“.
(Ivan Becker)
Mit der Ausstellung sollen auch der Mut und der Lebenswillen Überlebender gewürdigt werden – die nach den traumatischen Erlebnissen und dem Verlust ihrer Angehörigen kreativ und aktiv um ihren Platz in der Welt rangen.
Der International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen ist ein Zentrum für Dokumentation, Information und Forschung über die nationalsozialistische Verfolgung. Sein Archiv umfasst etwa 30 Millionen Dokumente. Die Richtlinien für die Arbeit des ITS legt ein Internationaler Ausschuss aus elf Mitgliedsstaaten (Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Israel, Italien, Luxemburg, Niederlande, Polen, Großbritannien, USA) fest. Institutioneller Partner ist das Bundesarchiv.
Mehr Informationen unter www.its-arolsen.org.