Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde des Jüdischen Lehrhauses,
Martin Buber stand dem unter dem Naziregime verbotenen Jüdischen Lehrhaus sehr nah. Er prägte den Begriff „Sphäre des Zwischen“, um Lernen als „wirklichen Ort und Träger zwischenmenschlichen Geschehens“ zu beschreiben und zu verdeutlichen. Gemeint ist, auch unserer Auffassung nach, dass eine wirkliche Lehrstunde weder eine betriebsmäßig wiederholte, noch aber eine ist, deren Ergebnisse der Lehrende schon vorweg weiß. Sondern es ist ein sich in gegenseitigen Überraschungen entwickelndes kommunikativ-interaktives Lernen, das im Grunde kein Zweikampf werden kann.
Auf großes Interesse stieß die Gründung des Jüdischen Lehrhauses vor 16 Semestern innerhalb und außerhalb unserer Gemeinde.
Wir wollen unter anderem mit den Veranstaltungen den durch Unwissen über Juden existierenden Vorurteilen und Stereotypen entgegentreten.
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
„Allen Stadträten gestatten wir, die Juden in die Kurie zu berufen.“ Mit diesem Satz ordnete der römische Kaiser Konstantin der Große am 11. Dezember 321 an, dass Juden in Köln öffentliche Ämter in der Stadtverwaltung bekleiden dürfen. Das Edikt, dessen Original sich im Vatikan befindet, gilt als die Geburtsurkunde der nachweislich ältesten jüdischen Gemeinde im Europa nördlich der Alpen.
2021 wird also ein Festjahr werden, das wir mit all unseren Nachbarn begehen wollen!
Wir freuen uns sehr und bedanken uns herzlich bei unserem Oberbürgermeister, Herrn Gert-Uwe Mende, der die Schirmherrschaft für das Jubiläumsjahr übernommen hat.
Bleiben Sie gesund!
Dr. Jacob Gutmark
Dezernent für Kultur der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden
Steve Landau
Leiter des Jüdischen Lehrhauses
Aufgrund der aktuellen Lage finden zahlreiche Veranstaltungen online statt, die zum Teil kostenfrei sind. Spenden sind willkommen. Verwenden Sie hierfür bitte die Bankverbindung des Jüdischen Lehrhauses.
Zur Teilnahme an den Online-Veranstaltungen benötigen Sie ein Smartphone oder Tablet mit installierter „ZOOM Cloud Meetings“-App.
Die App ist sowohl im App-Store für iOS als auch bei Google Play für Android erhältlich. Eine Teilnahme am PC ist natürlich ebenfalls möglich. Geben Sie hierfür in Ihrem Browser www.zoom.us/join ein und folgen Sie der Anleitung.
Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie rechtzeitig vor Veranstaltungsbeginn die Besprechungs-ID und das Passwort.
Sollten Sie Fragen zur Technik haben oder Unterstützung benötigen, helfen wir Ihnen gerne.
Geschichte des Jüdischen Lehrhauses (Kurzfassung)
Franz Rosenzweig (geb. 1886 in Kassel – gest. 1929 in Frankfurt am Main) eröffnete 1920 in Frankfurt das „Freie Jüdische Lehrhaus“. Auf der Agenda der unter der Beteiligung Martin Bubers, wie auch später z. B. Erich Fromms, gegründeten Stätte der Erwachsenenbildung stand der Grundsatz: „Das Lehrhaus soll uns lehren, warum und wozu wir sind“.
Traditionelles jüdisches Wissen und handlungsorientierte Wissensvermittlung sollten auch in die nichtjüdische Umgebung hinaus getragen werden.
Diese Begegnung mit der Mehrheitsgesellschaft soll weder eine Mission noch die Aufgabe der eigenen Identität bedeuten, sondern eine Ich-Du-Beziehung, wie Buber sie bezeichnete, also eine dauerhafte Partnerschaft auf Augenhöhe herstellen.
Ein gemeinsames „lebensbegleitendes Lernen“ mit Wechselwirkung, bei dem Tradition und das Moderne aufeinander treffen, sollten einander befruchten.
Das pädagogische Modell von Rosenzweig wurde bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 von dem Religionsphilosophen Martin Buber, dem Psychologen Erich Fromm, dem Pädagogen Ernst Simon und dem Arzt Richard Koch weiter betrieben.