Jüdische Gemeinde Wiesbaden:
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auf der Website der Jüdischen Gemeinde in Wiesbaden
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„Lehrhaus trifft Gemeindehaus“
Begegnungen mit jüdischem Leben
Wie sieht jüdisches Leben in Deutschland heute aus? Was heißt es, als Jüdin und Jude (wieder) in diesem Land zu leben? Welche Feste werden gefeiert, welche Bräuche gepflegt? Mit welchem (medialen) Bildern, Vorstellungen und Vorurteilen sind Jüdinnen und Juden konfrontiert? Und welche Bedeutung haben für sie Staat, Nation und Land Israel?
Das Forum TRIANGELIS lädt gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden in diesem Jahr ein zu vielfältigen „Begegnungen mit jüdischem Leben“ – im Gemeindehaus und in der Johanneskirche in Erbach, in der Synagoge in Wiesbaden, bei Vorträgen, Gesprächen und Lesungen, beim gemeinsam Spaziergang und im Konzert.
7. Februar, 19.30 Uhr
Foto: © I. Eisenshtat
Die Geschichte der Juden in Deutschland wird oft mit der Zeit des Nationalsozialismus verknüpft. Dabei lebten Juden nachweislich bereits seit dem 4. Jahrhundert auf dem Gebiet, das heute Deutschland heißt. Erstmals urkundlich erwähnt werden Juden in Köln im Jahr 321. Dies ist der älteste schriftliche Beweis für jüdisches Leben nördlich der Alpen. Nach der Schoah war jüdisches Leben in Deutschland kaum mehr vorstellbar. Dennoch hat es sich in den vergangenen Jahren so dynamisch entwickelt wie kaum in einem anderen Land in Europa.
Steve Landau, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und Leiter des jüdischen Lehrhauses, wird in seinem Vortrag und den anschließenden Gesprächen unter anderem erläutern, welche Rolle der Erste Weltkrieg für die Juden spielte, was mit den Überlebenden der Schoah geschah und welche Folgen der Zusammenbruch der Sowjetunion für die jüdischen Gemeinden hierzulande hatte. Um zu verstehen, wie jüdische Gemeinden in Deutschland heute organisiert sind und vor welchen aktuellen Herausforderungen sie stehen, bedarf es eines detaillierten Blicks in die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland.
7. März, 19:30 Uhr
Foto: © I. Eisenshtat
Das Judentum ist keine Religion wie die anderen. Warum das so ist, erklärt Rabbiner Jehoschua Ahrens in seinem Vortrag zu den Grundlagen der jüdischen Glaubenspraxis. Anschaulich werden die wichtigsten religiösen Fundamente erläutert, wie beispielsweise woran Juden glauben, wie sie beten, was koscheres Essen genau ist und wie man Schabbat hält. Außerdem wird der Rabbiner das jüdische Verständnis von Zeit und den jüdischen Festkalender mit seinen Bräuchen und Symbolen vorstellen. Natürlich bleibt auch noch genug Zeit für Fragen.
Dieser Forum-Abend findet in der Synagoge in Wiesbaden (Friedrichstraße 31–33, 65185 Wiesbaden) statt. Alle Interessierten sind außerdem am Freitag, dem 8. März, um 17.30 Uhr, herzlich zum Schabbat‑G’ttesdienst in der Synagoge eingeladen.
Besucherinnen und Besucher beider Veranstaltungen werden gebeten, sich telefonisch unter 0611 933 30 30 oder per Mail (lehrhaus@jg-wi.de) anzumelden und ihren Personalausweis mitzubringen.
4. April, 19:30 Uhr
Wie nimmt die Öffentlichkeit jüdisches Leben wahr und wie ist ihre Einstellung gegenüber Juden in Deutschland? Welche Bilder zeichnen mediale Konstruktionen von jüdischem Leben hier? Was sagen uns die aktuellen Untersuchungen zu Antisemitismus?
Mit Hilfe ausgewählter Filmausschnitte wird Manfred Levy, Mitarbeiter am Pädagogischen Zentrum des Jüdischen Museums Frankfurt und des Fritz Bauer Instituts, diese Fragen anschaulich erörtern und mit dem Publikum diskutieren.
6. Juni, 19.30 Uhr
Jüdische Nachbarn im Rheingau – sichtbare Spuren und (ver)stumm(t)e Zeugen
Nicht alle Jüdinnen und Juden befürworten die Erinnerungsform der „Stolpersteine“. Im Rahmen der Stolperstein-Verlegung in Eltville und seinen Stadtteilen hat aber ein intensiver Prozess der Auseinandersetzung mit dem jüdischen Leben im Rheingau stattgefunden.
Wer lebte hier – vor der Schoa – und welche schrecklichen Auswirkungen hatten die Deportation und Ermordung so vieler Nachbarn und Mitbürger auch hier in unserem
Ort?
Sebastian Koch, Historiker und Erforscher der jüngeren (nicht nur) jüdischen Geschichte hier
im Rheingau wird diesen Fragen zunächst in einem Vortrag nachgehen und dann zu einem kleinen historischen Spaziergang durch Erbach einladen. Ein bewegtes und bewegendes Forum.
5. September, 19.30 Uhr
Mit dem 19. Jahrhundert, der Entstehung von National-Staaten in Europa und dem aufkommenden Antisemitismus, entstand, nach Jahrhunderten staatlicher Machtlosigkeit, auch die Idee einen jüdischen Nationalstaat zu schaffen. Doch damit stellte sich die Frage nach der Ausgestaltung dieses Staates, nach dem Umgang mit jüdischer Tradition und der Vereinbarkeit mit Vorstellungen eines modernen Staates. In vorstaatlicher Zeit und nach der Staatsgründung Israels flossen ganz verschiedene ideengeschichtliche Strömungen in diesen Diskurs ein und beeinflussen bis heute die Diskussionen um das Selbstverständnis Israels und die Frage nach seiner Zukunft.
Über diese Konflikte, ihre Geschichte und die unterschiedlichen Haltungen von Jüdinnen und Juden zu einem eigenen israelischen Staat referiert und diskutiert Alfred Wittstock, bis 2016 Leiter der Studienstelle Israel am Institut für Politikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine besonderen Themen- und Arbeitsschwerpunkte sind: Staat und Gesellschaft Israels, die Rolle von Religion im Nahostkonflikt und Deutsch-Israelische Beziehungen.
3. Oktober, 19.30 Uhr
Es ist nicht nur der Krieg, der den Alltag und den Buchmarkt in Israel beherrscht. Aharon Appelfeld, David Grossman, Amos Oz, Lizzie Doron, Mira Magen, Meir Shalev und andere bekannte Autoren erzählen von unterschiedlichen Themen – vom Gegensatz und der Koexistenz der Kulturen, von einem oft auch banalen Alltag in einer Krisenregion.
Oft spielen die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs eine entscheidende Rolle im Leben der Protagonisten der Romane. Aber auch die brutale Realität des Alltags im modernen Israel kommt hier zum Ausdruck. Ausschlaggebend sind nicht nur die Biografien der Autoren, von denen viele schon nach dem Krieg und (teilweise) in Israel geboren sind, sondern die Fiktionen, die sie schaffen, um uns an die Realität heranzuführen.
Eldad Stobezki, 1951 in Israel geboren, lebt nach einem Literaturstudium in Tel Aviv seit 1979 in Frankfurt am Main. Der Lektor, Gutachter und Übersetzer gilt als Kenner der israelischen Literaturszene und ist Experte für Literatur, die sich weltweit mit jüdischen Themen auseinandersetzt. Er präsentiert an diesem Abend eine Auswahl zeitgenössischer israelischer Literatur, die in den letzten zwei Jahren in deutscher Sprache erschienen ist und Israel und Deutschland verbindet.
7. November, 19.30 Uhr
Erinnerung und Gedenken sind seit jeher wichtig im Judentum. Das Erinnern unterscheidet sich in der jüdischen Religion aber stark von der christlichen Tradition. Gräber und Orte spielen weniger eine Rolle, dafür aber Namen und das Gedenken an die Verstorbenen in der Liturgie. Dieser Vortrag führt in dieses wichtige Thema ein und spannt gleichzeitig den Bogen weiter. Was bedeutet nämlich Erinnerung nach der Katastrophe der Schoah? Gibt es überhaupt noch ein Gedenken / eine Theologie nach Auschwitz und welche Folgen hat das für ein jüdisch-christliches Miteinander?
Rabbiner Jehoschua Ahrens wird diesen Fragen im Vortrag und anschließenden Gespräch mit dem Publikum nachgehen.
28. November, 19.30 Uhr
Zum Abschluss der Reihe gastiert das „Rheingauer Streichquartett“ in der Erbacher Johanneskirche. Es vereint vier ausgezeichnete Profi-Musiker, die sich der Herausforderung stellen, die tieferen Schichten der gespielten Musik traditionsbewusst und zugleich modern zu interpretieren. Ihre warmen Töne voll Spielfreude, Leidenschaft und Emotionen begeistern ihr Publikum.
Das Programm präsentiert eine spannende Breite von Werken und Melodien jüdischer Komponisten aus Tradition und Moderne: Es erklingen Weisen aus Jerry Bocks Musical Anatevka, eine Bearbeitung von „Porgy and Bess“ für Streichquartett, zeitgenössische Kompositionen von Yinam Leef und Aleksey Igudesman, aber auch eine Jazz-Komposition des Pianisten Nikolai Kapustin.
Freuen Sie sich auf einen spannenden und mitreißenden Abend mit den Musikern Igor Mishurisman (Violine), Anton Tykhyy (Violine), Anastasiya Mishurisman (Viola) und Emanuela Simeonova (Cello).