Donnerstag, 23. Januar 2025, 19 Uhr
Ort: Jüdische Gemeinde Wiesbaden
Jeder Tag wie heute
Eine Einladung zu einer Diskussion über Zeugenschaft, Erinnerung und Schreiben
Adam Schumacher, der Held Debütromans von Ron Segal, ist ein neunzigjähriger israelischer Schriftsteller und Überlebender der Shoa. Einst vor den Nazis geflüchtet, reist er nun, viele Jahre später, zum ersten Mal zurück nach Deutschland, um für ein Literaturmagazin seine Erinnerungen aufzuschreiben.
Ausgerechnet dort, wohin er nie zurückkehren wollte, merkt er, dass ihn sein Gedächtnis immer öfter im Stich lässt. Wie der Schuster aus den Märchen der Brüder Grimm, dessen Handwerk über Nacht durch geheimnisvolle Helfer erledigt wird, wacht er jeden Morgen auf, um zu entdecken, dass irgendjemand seine Arbeit schon für ihn getan hat, dass seine Geschichten schon auf dem Papier festgehalten sind.
Ihm wird klar, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, das Versprechen an seine verstorbene Frau einzulösen: Bevor er sie vergessen haben wird, ihre beiden Lebensgeschichten aufzuschreiben.
Ron Segal erzählt die Fieberträume des Überlebenden, in denen die Fakten und Fiktionen einander schon überlagern, er ruft die Geschichten der Grimms auf, die Mythen und Legenden, und versucht ein Amalgam zu finden, das ein literarisches Sprechen über den Holocaust für jemanden „zwei Generationen danach“ möglich macht.
In Kooperation mit: Stadtarchiv Wiesbaden, Deutsch-Israelische Gesellschaft Wiesbaden e.V. und Diltheyschule