Nach der Gründung des Staates Israel 1948 mussten fast alle „orientalischen“ Juden ihre Heimatländer zwischen Marokko und dem Irak …
Der moderne „Exodus“

Sonntag, 16. Dezember, 11 Uhr mit Imbiss. Ende ca. 15 Uhr
Ort: Jüdische Gemeinde Wiesbaden
Schüler und Studenten: 6 €
Juden aus Nordafrika und dem Nahen Osten
Nach der Gründung des Staates Israel 1948 mussten fast alle „orientalischen“ Juden ihre Heimatländer zwischen Marokko und dem Irak verlassen, für die meisten von ihnen begann ein neues Leben im jungen Staat Israel. Heute hat etwa jeder zweite Israeli seine Wurzeln in Nordafrika oder dem Nahen Osten.
Erst seit einigen Jahren rückt die leidvolle Geschichte dieses modernen „Exodus“ in den Fokus einer Debatte innerhalb der israelischen Gesellschaft und Politik.
Dabei rücken folgende Fragen in den Vordergrund: Welche Rolle spielte die Identifikation der neu entstehenden arabischen Staaten als „arabisch“ oder „muslimisch“? Gab es ein gezieltes Vorgehen dieser Staaten gegen ihre jüdischen Einwohner? Gab es Pogrome? Gab es Vertreibungen und Zwangsausweisungen? Gab es Unterschiede zwischen den arabischen Staaten, dem Iran und der Türkei?
Die Fragen können je nach Land, zum Teil je nach Ort unterschiedlich beantwortet werden. Hier soll die Geschichte der jüdischen Gemeinden in muslimischen Ländern kurz nach 1948 nebeneinandergestellt werden, um ein differenziertes Bild der Ereignisse nach 1948 zu gewinnen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede darzulegen.
Zum Hintergrund:
Am 23. Juni 2014 hat das israelische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das den 30. November als jährlichen landesweiten „Gedenktag der Vertreibung von 850.000 Juden aus den arabischen Ländern und dem Iran im 20. Jahrhundert“ festlegt.
Juden lebten schon seit Jahrtausenden in den arabischen Ländern. Die Existenz vieler Gemeinden reicht schon in vorislamische Zeit zurück. Mit dem Aufstieg des arabischen Nationalismus und dem Konflikt um das historische Palästina wurde die Lage der Juden in den entstehenden arabischen Staaten immer schwieriger. So wurden beispielsweise die irakischen Juden enteignet, es wurde ihnen die Staatsbürgerschaft entzogen und sie wurden ausgewiesen. Diejenigen, die politischer Tätigkeiten verdächtigt wurden, wurden eingesperrt und gefoltert, zum Teil sogar ermordet.
Zwischen 1948 und 1967 mussten die meisten Juden die arabischen Staaten verlassen. Die ausschlaggebenden Ereignisse unterscheiden sich je nach Land und nach Familienschicksal, gleichen sich jedoch im Ergebnis.
Referent: Oliver Glatz, Judaist und Islamwissenschaftler, ist derzeit Mitarbeiter am Jüdischen Museum Berlin.